2015
nach Joseph Conrad. Fassung von Alexander Ritter. Rottstr 5 Theater Bochum.
"Die Wildnis hat mir Dinge über meine Person zugefüstert die ich nicht kannte, Dinge von denen ich keinen Begriff hatte. Ein Lichtschein ins Herz meiner eigenen Finsternis. Das Grauen. Ich habe das Grauen gesehen."
Joseph Conrad verarbeitete seinen persönlichen Albtraum - seine Reise den Kongo hinauf im Jahre 1890.
Der große Fluss, der schwarze Kontinent, die Tiefen der Wildnis. Ein Einblick in eines der schwärzesten Kapitel Europas - die Kolonialisierung Afrikas. Bilder, die ihn sein Leben lang verfolgten.
In einer Fassung von Alexander Ritter.
Regie: Alexander Ritter.
Musik: Manuel Loos.
Videoprojektionen: Alexander Ritter.
Mit: Matthias Hecht und Mark Tumba.
PRESSE
Das Theater Rottstraße 5 hat schon manche starke Inszenierung gesehen, "Herz der Finsternis" ist eine der stärksten!
(WAZ)
Mit "Herz der Finsternis" gelingt dem Schauspieler und Regisseur Alexander Ritter eine mitreißende, tief emotionale und von Bitterkeit
geprägte Inszenierung am Rottstr5-Theater. [...] Eine Geschichte von Kolonialisierung und von Kannibalen, von Schmerzen und Schande und von
unfassbarer Machtgier. [...]
Ritters Inszenierung ist düster - und zwar so düster, dass als der einzige wirkliche komische Moment auf der Bühne geschieht, dem Publikum das Lachen im Halse stecken bleibt. "Herz der Finsternis" ist von einem entspannten Theaterabend weit entfernt, denn Ritter und seine Schauspieler verlangen dem Publikum einiges an Imagination, Durchhaltevermögen, verquerer Empathie und Nervenstärke ab.
Aber es lohnt sich allemal, denn so tief wie mithilfe dieser Inszenierung wird ein Großteil der Menschen nie wieder in den Dschungel abtauchen können.
(Ruhrnachrichten)
Conrads Buch ist berühmt für seine unwiderstehliche poetische Kraft, die das Furchtbare nicht von Außen her beschreibt, sondern einen verstörenden Blick in die Kammern des Schreckens zulässt.
Ritter hält sich daran und plustert den Abend nicht zu einer plakativen Anklage gegen den Kolonialismus auf. Vielmehr vertraut er auf das Wort des Romans, füttert das eher statische Bühnengeschehen lediglich mit Lichteffekten, Songs & Sounds an, wodurch in der Theater- Katakombe unter den Bahngleisen eine verrätselte, diffuse Raumstimmung hervorgerufen wird, die eine ganz eigenen Magie entfaltet.
Um bei so einem reduzierten Konzept dennoch das Theaterherz schlagen zu hören, braucht es gute Schauspieler. "Herz der Finsternis" hat sie. In Collagemanier mit wechselnden Rollen spielen, sprechen, leben, erdulden und erleiden Matthias Hecht und Mark Tumba den seelischen und körperlichen Untergang der Kongo-Fahrer und die Vergewaltigung der urtümlichen afrikanischen Kultur. Tumba mit indigenem Stolz, Hecht als (auch körperlicher) Koloss, der sich seiner Kraft anfangs so sicher ist und der sich nach und nach geradezu aufzulösen scheint, trumpfen mit präzisem Spiel auf.
(WAZ)
Dabei herausgekommen ist ein theatermächtiger Zwitter: das Zwei-Personen-Stück hält sich mit wenigen Ausnahmen zum Ende hin an Joseph Conrad, während die knapp neunzigminütige, hochspannende Inszenierung [...] in Ritters eigener Ausstattung eher an Martin Sheen als Captain Willard und seine abenteuerliche Flussfahrt durch den Dschungel [...] erinnert.
Oszillierende Licht-Projektionen sorgen in diesem intimen Raum für eine gespenstische, ja bedrohliche Atmosphäre. Ritter zäumt das Pferd von hinten auf, lässt den Afrika-Rückkehrer Marlow (Matthias Hecht) aus der Erinnerungs-Perspektive berichten.
Mark Tumba ist 'mal Kurtz, 'mal ein entsprechend geschminkter Einheimischer, 'mal teilt er sich mit Matthias Hecht die Erzähler-Rolle. So entstehen dialogische Situationen, so nimmt der jederzeit bannende, hoch emotionale Abend Fahrt auf. (...So) gelingt es dem Autor Ritter, die Klippen langatmiger Schilderungen zu umschiffen.
Man mag unter philologischen wie unter geschmacklichen Aspekten über manches Detail streiten, so sicherlich über die schon hart an die Grenze des Erträglichen gehende Folterszene zu Petula Clarks "Downtown"-Oldie, aber die bildliche Umsetzung etwa der Selbstgeißelung oder des Pfeil-Regens im Flussnebel ist grandios und erinnert an die körperbetonten Anfänge dieser nach einer mittelschweren Schwächeperiode wieder höchst angesagten Off-Bühne am Rande des Bochumer Bermuda-Dreiecks.
(Herner Sonntagsnachrichten)
HERZ DER FINSTERNIS - Komplettmitschnitt (PW)
Fotos: Sabine Michalak / Philipp Danz / Alexander Ritter.