ALEXANDER RITTER
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ALEXANDER RITTER 

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SIEBEN NÄCHTE     2019
nach dem Roman von Simon Strauß. ETA Hoffmann Theater Bamberg.

Hintergrundgrafik


"Wie wäre es, wenn Lust, Begierde und Überfluss unser Leben bestimmen?
Nicht nur Bedrückung, Vorsicht und Anti-Reflux-Tabletten?"
Ein junger Mann auf der Suche nach dem Rausch. Begierig auf die Umwege, die noch zu gehen sind, bevor er 30 wird. Voll Furcht vor dem vorgefertigten Leben, der Langeweile, der Saturiertheit. "Der einzige Kampf der jetzt noch lohnt, ist der ums Gefühl.

In einer Fassung von Victoria Weich.
Regie: Alexander Ritter.
Ausstattung: Luisa Wandschneider.
Dramaturgie: Victoria Weich.
Mit: Dennis Grafe und Clara Kroneck.




PRESSE
Zu sehen bekommt man also eher einen philosophischen Spaziergang, der es als solcher aber dank Regie und Schauspiel durchaus in sich hat. [...] Die Bühne (Ausstattung: Luisa Wandschneider) ist eine Art große Duschkabine fürs Denkbad. In diesen Kasten hinein bekommt Regisseur Alexander Ritter ordentlich Fahrt, schafft aus dem Bühnentext ein tänzelndes Duett zwischen dem jungen Mann und seiner inneren Traumspielerin, Lebensentwurfsplanerin, Reifeprüferin, die die Regel für die sieben Nächte vorgibt. So bekommt jede Sünden-Episode den ihr eigenen Schwung, die ihr eigene Prägung. Das macht den 75-minütigen Abend kurzweilig; die Gedanken des jungen Mannes dürfen Gassi gehen. Die Regie lässt das zu, lädt ein, öffnet den Text wo immer möglich weg von der Nabelschau, hin zum Publikum. Und wird phasenweise ziemlich witzig: wie eine dramengewordene Glosse. Die beiden Darsteller helfen bei dieser Öffnung des Textes. Denn erstaunlich und sehenswert ist vor allem die Leistung von Denis Grafe und Clara Kroneck, die die beiden Nachtgestalten präzise, scharfkantig, eindringlich und eindrucksvoll aus der Textfläche herausmodellieren. Grafe zerrt den Text mit feurigem Temperament aus seiner Schale, zerlegt ihn in greifbare Happen, präsentiert den dahinterliegenden biographischen Notstrom. Und Kroneck lässt dessen Gegenüber Szene für Szene andere Stimmungslagen zeichnen, ihnen Bedeutung gebend. Dieses Duo bildet den Fokus des Theaterabends: Es weitet den Raum des Textes aus.
(Die Deutsche Bühne)

Die mit 75 Minuten dramaturgisch dichte Inszenierung glückte, weil mit Grafe und Kroneck zwei großartige Schauspieler auf der Bühne stehen. Dem hochtourigen Duktus von "Sieben Nächte" sind sie sprachlich und gestisch in jeder Sekunde gewachsen. Die Inszenierung glückt auch deshalb, weil Weich und Ritter die streng monologische Form des Romans aufbrechen und S. auf diese Weise ein Gegenüber schenken. In unterschiedlichen Rollen balanciert Kroneck mit kühlem Blick das sturmlaufende Pathos von S. aus. [...] Als lässigen Kommentar dazu lässt Regisseur Ritter Clara Kroneck - mit Brille und zurückgekämmten Haar als AfD-Frontfrau Alice Weidel zu erkennen - vom Erfahrungsreichtum junger Flüchtlinge raunen. Diese besäßen noch ein "Schicksal, nicht nur ein falsches Leben". [...] Die Bamberger Inszenierung akzentuiert diesen Zug noch. Als S. in Anrufung einer archaischen Männlichkeit wie von Sinnen sündhaft teures Fleisch verschlingt, verschluckt er sich. Mehr als alles andere ist "Sieben Nächte" in diesen Momenten die Persiflage einer aggressiven Selbstverwirklichungskultur. Das ist sehr oft sehr komisch - und am Ende doch ganz schön ernüchternd.
(Der Fränkische Tag)

Und mit Fortdauer des Abends wird klar, was die Inszenierung des Stoffes leisten kann. Was sie dem Text Gutes tut: Sie holt "Sieben Nächte" aus seiner ermüdend selbstgewissen Rückwärtsgewandtheit, sie verleiht der Haltung des Textes ein wenig bitter notwendige Uneindeutigkeit.
(Nachtkritik)

Eine grandiose Aufführung. Das Bühnenbild, ein weißer, minimalistischer Raum, der an moderne Einrichtungsideen erinnerte, gab den Schauspielern die perfekte Möglichkeit zur Entfaltung. Aber auch die Nutzung dieses Raumes gelingt in der etwas über einstündigen Aufführung perfekt. Immer wieder kann mit den eingelassenen Türen gespielt werden, sind die Videoeinspielungen in dem, was vielleicht ein Fenster in der Mitte darstellen soll, perfekt auf dem Punkt. Licht und Akustik sind hervorragend eingespielt, die musikalische Untermalung an den richtigen Stellen, aber immer dezent und im Hintergrund bleibend. [...] Das Augenzwinkern der beiden Darsteller an den empfindsamen und durchaus pathetischen Stellen wirkt dabei als Brechung des komplexen Textes, hat aber damit auch das Potential, die Verwirrung innerhalb des Gesagten noch zu steigern. Die angesprochene Problematik des Romans verschärft sich somit auf der Bühne noch einmal extrem. Was für den einen komödiantische Einlagen mit kabarettistischem Einfluss sind, sind für andere ernstzunehmende Anklagen. Diese Ambivalenz macht sowohl den Reiz der Aufführung als auch der Vorlage aus.
(Rezensöhnchen)


ETA Hoffmann Theater Bamberg
SIEBEN NÄCHTE - Komplettmitschnitt (PW)























Fotos: Martin Kaufhold.